14jährige abends unterwegs

Thebia

Geliebte(r)
AW: 14jährige abends unterwegs

Der Bäcker ist 500m oder so weg. Er muss zwei Straßen dafür überqueren. Eine ruhige und eine mit Ampel. So schnell, wie er samstags zurück ist, bin ich nie. Die anderen Leute lassen ihn wohl an der Schlange vorbei. Hier sehe ich öfter Kinder, die alleine unterwegs sind. Alter kann ich aber schwer schätzen. Meiner wird auch immer auf zweite Klasse geschätzt, weil er so groß ist. Ich würde sagen, die anderen Kinder sind so erste, zweite Klasse. Ich muss aber auch sagen, dass wir hier ruhig wohnen. Viele Rentner und dazwischen immer wieder Kinder.
 

Winterblond

Pferdeflüsterin
AW: 14jährige abends unterwegs

Mein Bub ist, so schwierig er in vielen Dingen ist, da glücklicherweise sehr selbständig.
"Leider" muss er das auch sein, sonst liese sich Vollzeitarbeit plus Kind nicht vereinbaren.

Ich habe ihn allerdings auch früh "gehen" lassen. Am Stall durfte er schon immer alleine und auch ausserhalb meiner Sichtweite spielen. Ich habe ihm mit etwa zwei Jahren die Gefahren von Straße, Stromzaun und vor allem dem Fischweiher erklärt. Er hat sich bis heute absolut daran gehalten, geht nicht alleine auf die Straße, geht nur auf den Pferdekoppeln herum, wenn jemand mitgeht und um den Weiher macht er einen großen Bogen. Teilweise verschwindet er eine Stunde irgendwo im "Hühnerwald" - alles was ich will, ist eine gebrüllte "hiiier!"-Antwort, wenn ich nach ihm rufe.

Zum Bäcker etc. geht er schon eine Weile gerne und alleine, auch mit Geld und er bestellt auch zielgenau das, was er soll und staubt meist noch irgendwas ab, eine Wegzehrung. Natürlich lasse ich ihn nicht völlig alleine auf einer Hauptstrasse herum gehen, aber ich versuche ihn "an seinen Aufgaben wachsen" zu lassen.

Er hat auch zu Hause die freie Entscheidung, ob der drin oder draussen spielt; wenn ich draussen bin, darf er auch rein, alleine, ohne dass ich alle zehn Minuten gucken komme. Bei mir liegen schon immer Feuerzeuge, Putzmittel etc frei zugänglich herum. Wenn er überhaupt was "anstellt", dann dass er die Sachen wegräumt, weil die ihn nerven, wenn die "da einfach so liegen".

Mir ist bewusst, dass diese Erziehung Risiken birgt, aber mir ist auch bewusst, dass sie dem Bub viel Selbstsicherheit vermittelt. Der weiß sich zu wehren.

Letztes Jahr lag mein Vater auf der Intensivstation, Jakob durfte nicht rein, ich wollte aber wenigstens kurz zu meinem Vater. Also hab ich ihn auf den Flur gesetzt, mit einem Buch und der Ansage "Du sprichst mit niemandem, Du gehst mit niemandem mit und wenn was ist, dann schrei laut, ich kann Dich hören."

Keine zwei Minuten später kam eine grinsende Schwester rein - ich hatte denen Bescheid gesagt, dass Jakob draußen wartet - und meinte "Der ist ja cool. Ich hab ihn gefragt, ob alles ok ist und er meinte "ich red nicht mit Dir, Du bist fremd, ich lese hier mein Buch bis meine Mama wieder kommt". So ist der Bub eben. :hahaha:

Und eben darum sehe ich, aus jetztiger Sicht, kein Problem, ihn später alleine herumfahren zu lassen. Ich möchte einen Menschen aufwachsen sehen, der an das gute im Menschen glaubt, sich selbst aber so vertraut, dass er weiß, wie er handelt. Wie soll er das denn lernen, wenn ich immer und überall zur Stelle bin?

Aber - ich wohne auf dem Land. Ich weiß, dass hier alle "mitschauen". Ich arbeite in München, ob ich ihn hier ganz alleine rumfahren lassen würde, das weiß ich ehrlichgesagt auch nicht.
 
Ich denke es kommt immer darauf an, wo man lebt. Lebst Du auf dem Land schaut meist noch wer anders mit. Lebst Du hingegen in der Großstadt, dann sieht es schon wieder ganz anders aus.
Ich denke aber auch mit 14 ist es langsam an der Zeit ihn selbstständig etwas machen zu lassen... Ich hatte selbst die regel, wenn ich jemand finde mit dem ich zusammen gehen kann, dann ists okay - alleine fällt es flach...
 
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