Assessment Center für Schulanfänger???

belladonna

Tolle Kirsche
Hallo,
gestern hatte ich einen Termin bei der Rektorin unserer Grundschule zwecks Antrag auf vorzeitige Einschulung. So weit, so gut, die Frau war mir eigentlich auch recht sympathisch, aber über das, was sie mir dann erzählt hat, kann ich irgendwie doch nur den Kopf schütteln.
Hier in Hessen müssen ja alle Schulanfänger (Muss- und Kann-Kinder) zu einer schulärztlichen Einschulungsuntersuchung, wo die Schulfähigkeit überprüft werden soll. Da das zentral vom Gesundheitsamt gemacht wird und die Schule anschließend nur das Gutachten bekommt, veranstaltet unsere Grundschule noch einen sog. "Schnuppertag", bei dem alle potentiellen Schulanfänger eingeladen und nochmal auf Herz und Nieren geprüft werden. An diesem Tag werden die Grundschüler nach der 2. Stunde heimgeschickt, damit das gesamte Kollegium zur Verfügung steht, und dann werden die die Vorschulkinder in kleine Gruppen aufgeteilt, jede in einem Raum, wo sie dann mit je 2 Lehrern ein paar Stunden lang "Schule spielen". Dabei soll wohl beobachtet und beurteilt werden, wie die Kinder sich verhalten, wenn sie mal einen Vormittag ohne die vertrauten Erzieherinnen vom Kiga klarkommen sollen. (Wobei ich von anderen Eltern hier in der Umgebung schon die wildesten Geschichten gehört habe, nach welchen Kriterien da beurteilt wird...) Anhand der Beobachtungen an diesem Vormittag und unter Miteinbeziehung des schulärztl. Gutachtens gibt dann die Lehrerkonferenz ihre Empfehlung ab, welche Kinder sie für schulreif erachtet und welche nicht. Bei den Muss-Kindern wird es da wohl nicht viel zu entscheiden geben, eher heißt es dann für die Kann-Kinder hopp oder topp. Anschließend bekommen die Eltern dann ein Beratungsgespräch mit der Schulleitung, in dem ihnen die Empfehlung der Schule erläutert wird.

Ich frage mich, ob das nicht alles ein wenig übertrieben ist??? Wenn es um das Trainee-Programm einer hochkarätigen Firma/Unternehmensberatung geht, kann ich solche Verfahren ja noch verstehen, aber bei Vorschulkindern??? Zumal ich von solchen Momentaufnahmen rel. wenig halte, denn das ist so tagesformabhängig (was ist, wenn das Kind die 3 Tage davor MDV hatte...) und die Kids wissen ja noch gar nicht so richtig, um was es da eigentlich geht?!?

Ich weiß nicht, ich weiß nicht... irgendwie ist das alles für mich etwas überdimensioniert. Ich meine, die Muss-Kinder werden ja eh eingeschult, es sei denn, es gibt einen triftigen Grund für eine Rückstellung, aber der wird bestimmt nicht erst bei so einem Schnuppertag auffallen. Und bei den Kann-Kindern halte ich die Einschätzung der Erzieherinnen, die das Kind idealerweise seit ein paar Jahren kennen und seine Entwicklung verfolgt haben, für wesentlich aussagekräftiger als den kurzen Eindruck an so einem Vormittag.

Hm, vielleicht hängt das ganze auch mit meiner generellen Aversion gegen Assessment Center zusammen... Ich habe ja selber jahrelang im Absolventenrecruiting einer großen Unternehmensberatung gearbeitet und weiß daher um die Vor- und Nachteile solcher Veranstaltungen.

Ich frage mich einfach, ob da nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird... Da wird so ein Aufwand betrieben, für die Grundschüler fällt noch dazu an diesem Tag fast der komplette Unterricht aus, und mit welchen Ergebnis??? Daß die Mehrheit doch eingeschult wird (werden muß) und das eine oder andere Kann-Kind vielleicht zurückgestellt wird, was aber vermutlich so auch klar geworden wäre.
Wenn soviel Aufwand betrieben würde, um später die Kinder in der Schule zu beobachten und zu fördern, müßten vielleicht nicht alle über die schlechten PISA-Ergebnisse jammern...

Wie wird das an Euren Grundschulen gehandhabt?

Nachdenkliche Grüße,
Bella :blume:
 

Su

Das Luder
AW: Assessment Center für Schulanfänger???

Bella,

ich finde das gut und würde das eher als Vorteil sehen, um mir die Entscheidung leichter zu machen.

Es ist eine fremde Situation und das wird es am 1. Schultag auch sein.

Ich habe gelesen, das 20 % der eingeschulten Kann-kinder in den ersten Wochen wieder zurück in den KiGA geschickt werden, weil sie doch noch nicht schulreif sind, ev. macht die Schule das um den entgegen zu wirken. Ich stell mir das zurück zum Kindergarten, wenn man schon dachte man ist ein Schulkind, viel schlimmer vor als mal ein paar Stunden Schnupperunterricht. Im Gegenteil das kann man doch spannend und gut für die Kinder verkaufen. Im Kidnergarten durfte doch auch vorher geschnuppert werden.

Und sorry, ein Assesment Center ist ja wieder was anderes!

LG
Su
 

yuppi

Gehört zum Inventar
AW: Assessment Center für Schulanfänger???

Ich hätte das damals auch gut gefunden...so wäre wohl aufgefallen, daß Joshi doch noch nicht so weit gewesen ist :heilisch:
 

Brigitte

Für mich reicht kein Titel
AW: Assessment Center für Schulanfänger???

Hi Bella!
So etwas ähnliches findet bei uns in der Grundschule auch statt. Am Tag der Schuleinschreibung (nachmittags) machen wir Mütter den Papierkram und die Kinder werden auch in kleine Gruppen aufgeteilt und spielen in den Klassenräumen mit den Lehrern Schule. (ca. 45 Minuten) Ich finde das eine gute Idee. Hintergrund ist einerseits, den Kindern die Schule einfach schon etwas näherzubringen und ihnen evtl. Ängste/Bedenken zu nehmen, andererseits wird auch beobachtet, wie sie sich denn so verhalten (gerade bei den Kann-Kindern).
Aber ich glaube, im Vordergrund stehen bei uns schon die Schulanfängerkinder, die einfach mal in ihre zukünftige Schule reinschnuppern können.

Ich bin schon sehr gespannt drauf und den Kinden soll es wohl auch viel Spaß machen (drumherum gibt es noch ein großes Rahmenprogramm).
 

belladonna

Tolle Kirsche
AW: Assessment Center für Schulanfänger???

Daß sowas den Kindern Spaß macht und man es ihnen gut verkaufen kann, steht auch für mich außer Zweifel. Christinas Vorschulgruppe hat ja letzte Woche auch schon einen ganzen Vormittag lang die Schule besucht und alle fanden es total spannend.

Ich finde auch Entwicklungstests und dgl. durchaus angebracht und richtig - hatten wir ja im Kiga letztens auch mit sehr interessanten Ergebnissen.

Nur was mir eben nicht so richtig eingängig ist, wieso da so ein Riesenaufwand betrieben werden muß (die ganze Schule kriegt frei, damit der Schnuppertag stattfinden kann). Und ich habe ganz ehrlich ein Problem damit, wenn diesen Momentaufnahmen zuviel Gewicht beigemessen wird!

So, wie das an Brigittes Schule gemacht wird, kann ich mir das auch gut vorstellen und ich dachte bislang eigentlich auch, daß es an unserer Schule auch so abläuft. Daß dann doch der Prüfungsaspekt so stark im Vordergrund steht, hat mich ziemlich überrascht.

Übrigens, zurück in den Kiga geschickt wird hier niemand, habe ich zumindest noch nicht gehört!

LG, Bella :blume:
 

Su

Das Luder
AW: Assessment Center für Schulanfänger???

Übrigens, zurück in den Kiga geschickt wird hier niemand, habe ich zumindest noch nicht gehört!

LG, Bella :blume:

Steht in dem Jako-O Grundschulbuch und bei uns weiß ich vom letzten Jahr zumindest einen Fall. Aber ich denke das wird auch überall anders sein.

LG
Su
 

belladonna

Tolle Kirsche
AW: Assessment Center für Schulanfänger???

Hm, kann schon sein. Hier gibt es wohl eine Vorklasse, in die aber nur Muss-Kinder gehen können, wenn sie für die 1. Klasse noch nicht reif genug sind. Kann-Kinder können wohl in eine Vorschule (hat mir eine befreundete Mutter erzählt) oder aber sie werden gar nicht erst eingeschult.

Die Info, die ich von unserer Kigaleiterin bekommen habe, ist die, daß sie gerade bei Kann-Kindern die Entscheidung möglichst weit rauszögern und im Zweifelsfall lieber für ein weiteres Kigajahr plädieren, damit solche Situationen (Kind kommt in der Schule von Anfang an nicht mit) gar nicht erst eintreten.

Was der Unterschied zwischen Vorklasse und Vorschule ist, kann ich Dir nicht erklären, da beides für uns auch nicht in Frage kommen wird. Wenn im Juni alle Zeichen auf "go" stehen, wird Christina eingeschult, ansonsten bleibt sie halt noch ein weiteres Jahr im Kiga (und wird auch gar nicht erst abgemeldet).


LG, Bella :blume:
 
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lulu

Königin der Nacht
AW: Assessment Center für Schulanfänger???

Bei uns gibt es das auch, allerdings statt einer Schulreifeuntersuchung vom Gesundheitsamt.
Die mehrsprachigen Kinder werden auf ihre Englischprofizienz getestet, und ansonsten malen, werfen, etc. die Kinder. Das alles mit fremden Betreuern, naemlich einem Teil der Grundschullehrer. Ich habe das immer als "Kennenlernen" der zukuenftigen Vorschueler angesehen, das auch bei der Klassenbildung hilft. Es macht zB logistischerweise Sinn, die Kinder die Englischfoerderunterricht brauchen, in einer Vorschulklasse zu haben.
Lulu :winke:
 
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