Genetiker: Zu Hilfe bitte...

Claudia H.

die mit dem offenen Ohr
ich brüte jetzt seit über zwei Stunden über einem Problem. Wer die Mendelschen Gesetze verstanden hat, der eile mir jetzt bitte zur Hilfe:

Wenn eine Erkrankung X-chromosonal rezessiv vererbt wird, warum tritt dann die Erkrankung wesentlich häufiger bei Männer (8 %) als bei Frauen (0,4 %) auf?

Ich hab mir das Ganze jetzt schon mehrfach aufgedröselt, aber irgendwie komme ich nicht auf dieses Verhältnis. Es klafft zuweit auseinander.

Irgendwo habe ich einen Denkfehler, ich weiss nur nicht wo. Oder stimmen meine Bücher nicht?
Für die Ärztinnen: es handelt sich um die Farbenfehlsichtigkeit. Oder stimmen etwa die Prozentzahlen nicht???

:winke:
LG
Claudia
 

Florence

Gehört zum Inventar
AW: Genetiker: Zu Hilfe bitte...

Claudia, ob die Zahlen stimmen, müßte ich auch erst nachschauen.
Aber das Verhältnis stimmt in etwa. Der Grund dafür ist: Männer haben nur ein X-Chromosom. Alles, was darauf festgelegt ist, schlägt voll durch (mal flapsig ausgedrückt). Frauen haben zwei X-Chromosomen, damit auch die wesentlich größere Chance, ein funktionierendes Gen darauf zu erwischen - die gesunden Gene setzen sich gegen die kranken in solchen Fällen ja durch. Also mögen doch mehr Frauen die Erbanlage in sich tragen, es kommt aber nur in wenigen Fällen dazu, daß beide X-Chromosomen betroffen sind und damit die Symptome auftreten. Es können damit aber eben auch mehr Frauen als die selbst betroffenen die Fehlsichtigkeit vererben.
So verständlich? Ich hoffe es.
Liebe Grüße, Anke
 

Claudia H.

die mit dem offenen Ohr
AW: Genetiker: Zu Hilfe bitte...

Anke, soweit habe ich das auch verstanden. Aber nehmen wir mal den Fall: XX mit einem kranken X trifft einen gesunden XY. Dann würde ein Kind von vieren, nämlich ein Junge erkranken. Kein Mädchen, ein Junge.

Nächster Fall:

XX mit einem kranken X trifft einen XY mit einem kranken X. Dann würde doch ein Mädchen und ein Junge erkranken, und ein Mädchen wäre nur Überträger und ein Junge komplett gesund.

XX mit zwei kranken X trifft einen XY mit einem kranken X. Alle vier erkranken?

Das sind doch andere Verhältnisse?

ODER??? :heul:

LG
Claudia
 

talnadjöfull

Bücherwurm
AW: Genetiker: Zu Hilfe bitte...

Da fehlt auch noch Fall vier. Gesunder Mann mit gesunder Frau.
Und Fall fünf: kranke Frau mit gesundem Mann.

Und Fall 4 trifft auf die meisten zu.
 

Florence

Gehört zum Inventar
AW: Genetiker: Zu Hilfe bitte...

Ich hab jetzt nochmal nachgeschaut. Die Zahlen, die ich finde, sind 8-9 % zu 1%. Paßt also eigentlich ganz gut.
Nun ist immer die Frage, rechnet man sich eine ideale Verteilung als Statistik aus oder rechnet man mit der wirklichen Bevölkerung - da gibt es dann nicht immer die idealen vier Kinder, auf die sich dann die Veranlagungen verteilen ließen.
Man kommt also bei allen Berechnungen vielleicht auf andere Zahlen, die statistisch stimmen müßten - im realen Leben verteilt sich manches anders...
Außerdem bräuchte man nun noch die Zahlen, wieviele symptomatisch gesunde Frauen mit defektem Gen wirklich vorkommen, die dann auf die erkrankten Männer treffen könnten, damit erkrankte Frauen rauskommen...
Das ist eine Zahlenspielerei, die ganz nett ist, Dein Vererbungsansatz stimmt auch - nur die Realität sieht anders aus...
Liebe Grüße, Anke
 

talnadjöfull

Bücherwurm
AW: Genetiker: Zu Hilfe bitte...

Klar, Fall vier, keiner erkrankt.

Fall fünf ist bei mir Fall eins. :)

LG
Claudia

Fall eins ist bei mir eine Konduktorin (heterozygot, phänotypisch gesund),
Fall fünf ist bei mir eine Erkrankte (homozygot, phänotypisch krank).

Es spielt schon eine Rolle, ob eine Frau das defekte Gen auf beiden X hat oder nur auf einem. Bei Fall 5 sind alle Söhne betroffen und alle Töchter Konduktorinnen.

Ich bin kein Arzt und habe nie Medizin studiert, Genetik ist aber etwas was mcih interessiert.

Fallzahlen sind immer ein Thema für sich. Gehörlosenstatistiken ließen sich vor hundert Jahren z. B. nicht auf Marthas Vineyard anwenden, da war damals etwa jeder vierte taub.

Sechs mögliche Ehe-Fälle bei der gonosomal rezessiven Vererbung:
xx xy
xx xy
xx xy
xx xy
xx xy
xx xy

Rein mendelsch komme ich auch nicht auf deine Zahlen. Dazu braucht man noch die relative Häufigkeit der Fälle, vor allen die bei denen Frauen nicht betroffen sind. Da muss man ja noch homozygote und heterozygote (Konduktorinnen!) unterscheiden.

Farbenfehlsichtigkeit meint hier die Rotgrünblindheit oder? Da gibt es ja auch noch andere Variationen. Wenn man alle zusammen meint, sieht das ja noch wieder anders aus.
 
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