Gedichte & Gedanken Was fängt man mit Geld an???

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CJL

Tatsächlich gibt es sowas, was ich nur aus Erzählungen her kenne.

Jemand gewinnt im Lotto und weiß auf einmal gar nicht, was er mit all dem Geld anfangen soll.

Im Lotto habe ich nun nicht gewonnen, aber für uns scheint sich doch einiges verändert zu haben.

Mein Vater drückt uns 200 Euro in die Hand, da wußten wir noch, was wir damit machten - wir erfüllten uns einige kleine Träume und den Rest steckten wir in den Lebensunterhalt. Junge Familie, ab und an mal knapp bei Kasse.

Von meiner Oma nahm ich mittlerweile schon ungerne Geld an, weil sie uns oft geholfen hatte. Waren es die 20 Euro zum Hochzeitstag, wo ich sie zu schätzen wußte, aber im Grunde brauchte ich sie nicht.

Finanziell war nichts gefestigt, mittlerweile kennen wir unsere Unkosten, mittlerweile wissen wir, was wir jeden Monat zum Leben brauchen - 450 Euro pro Monat für Lebensmittel, Bekleidung, Freizeitaktivitäten und 250 Euro für den Tank, damit mein Mann zur Arbeit kommt.

Lange wollten wir ein neues Auto, weil der alte Wagen so teuer in der Versicherung im Verbrauch und Unterhalt ist, aber er ist bezahlt und er hat uns all die Jahre begleitet. Er ist gut in Schuss, aber mit der Frage, welches neue Auto wir den nun kaufen sollen, sind wir überfragt. Wir kennen den alten Wagen, kennen alle seine Macken, aber da wir schon ein Auto haben, wollen wir plötzlich kein neues Auto mehr.

Neues Schlafzimmer wollten wir uns ab und an kaufen, lange waren wir davon am reden - Leksvik und Hemnes waren die Träume im Ikea Katalog. Da aber nur die günstigere Variante zu erfüllen war, war eben jenes auf der Wunschliste.

Nun kam meine Oma heute an und sagte, dass sie mir Geld geben wollte für ein neues Schlafzimmer. Irgendwo wollte ich das Geld nicht, da ich an das Schlafzimmer im Moment nicht gedacht hatte. Mir stand der Kopf nach anderen Dingen - ich musste mich in den letzten Tagen mit vielen anderen Dingen beschäftigen und auf einmal realisiere ich, dass noch Geld übrig bleibt. Aufeinmal heißt es, dass das Haus zwar nicht abbezahlt ist, aber selbst bei drohender Arbeitslosigkeit ist alles gesichert. Die Chancen sind gut, dass wir es irgendwo so schaffen können. Nach Party war mir noch immer nicht, ich lebte bis vor wenigen Tagen in einer ganz anderen Welt.

Ich frage mich gerade, was ich all die Jahre so gesehen hatte. Ich frage mich, was ich mit dem übrigen Geld machen soll. Andere legen es zur Seite, wenn mal schlechte Zeiten kommen, ich lege es zur Seite, damit ich es überhaupt erst gar nicht sehe. Ich werde es fest anlegen und dann hat sich für mich die Sache.

Das, was ich habe, habe ich, und mehr wünsche ich mir irgendwo gar nicht mehr. Aus dem Schlafzimmer wird die Sparversion, da ich mit dem teueren Leksvik und Hemnes nicht klar komme. Andere würden jetzt sagen, dasss ich anfange, auf das Geld zu achten, aber mir sind mittlerweile andere Dinge wichtiger geworden. Meine Tochter, mein Mann und dann war es das irgendwo schon.

Ich muss das erstmal alles verdauen, für einen Menschen, der sonst immer anders gelebt hatte, ist das doch eine ganz andere Welt.

Geld wurde irgendwann nicht mehr für mich wichtig - ich weiß, wieviel ich zum Unterhalt meines Lebens brauche und der Rest ist irgendwo schwachsinn. Ich weiß, was meine Klamotten bei H&M kosten, kenne die Marktpreise für den Rest und das war es dann irgendwo auch schon. Wenn man sich alle Wünsche auf einmal erfüllt, was beleibt dann übrig - nichts mehr. Meine Wünsche sind auf einmal alle Weg, war einmal kurz im Supermakt einkaufen, schmeisse es weg und sortiere mein Leben neu.

Uns scheinen ein paar Jahre ins Haus zu stehen in der Kategorie "Sigi Sorglos" - das ist für einen Menschen, der irgendwo anders gelebt hat, doch alles ein wenig zu viel auf einmal.

Über den Neuanfang kann ich mich im Moment nicht sonderlich freuen, ich freue mich eher über meine Ehe und mein Kind. Dies gibt mir einen so tollen Sinn in meinem Leben und das ist ein toller Anfang. Der Rest stellt sich nach und nach ein, da man sich mit der Zeit daran gewöhnt. Ich muss mich erstmal daran gewöhnen, ich muss es erstmal gelebt haben und dann kommt man auch mit alle dem klar.

Die Geschichte ist zum schmunzeln frei gegeben, hat aber auch ein Stückchen Wahrheit.

Irgendwann wird auch mal der Verfasser darüber lachen, im Moment ist ihm nicht danach.

Verfasser braucht erstmal ein paar Tage Urlaub, damit er das checkt.
 
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